Banken und das falsche Verständnis von der Unternehmenskultur

„Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nicht alle Probleme durch Regulierung lösen können. Zusätzlich muss es einen Kulturwandel im Bankensektor geben.“ So wurde Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, bereits im Januar 2014 im Handelsblatt zitiert.

Aus seiner Sicht als Bankaufseher ist diese Aussage sicherlich nachvollziehbar. Aus der Perspektive der Unternehmenskultur birgt dieses Statement doch gewisse Gefahren.

Es entsteht der Eindruck, man müsse Kulturarbeit in Banken oder Unternehmen nur dann veranstalten, wenn unsauberes Verhalten vorliegt oder dieses vermieden werden soll. Das wieder wird dem Thema nicht gerecht.

Zunächst: Kultur ist immer da. Jede Bank verfügt über eine Kultur. Die Frage ist nur, ob sie auch zielführend ist und dem Unternehmen hilft, seinen strategischen Auftrag zu erfüllen. Ob sie eine widerspruchsfreie und stringente Arbeit ermöglicht, die der Erreichung der strategischen Ziele dient.

Der Blick in die Tagespresse verdeutlicht, dass bei vielen Kreditinstituten die Umsetzung neuer Strategien sehr schwer fällt. Woran liegt das, dass so viele Strategien versanden? Ursächlich ist häufig die mangelnde Kompatibilität von Strategie und Unternehmenskultur: Wenn das tägliche Handeln im Unternehmen von anderen Werten und Einstellungen geprägt wird als von solchen, die zum Umsetzen der Strategie nötig wären, scheitert jeder strategische Plan. Zu häufig vergessen wird an den grünen Tischen der Strategieabteilungen, dass die Umsetzung der Strategie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unternehmen vollzogen wird. Hierzu aber braucht es eine passende Unternehmenskultur. Damit ist der Begriff der Unternehmenskultur weitergezogen als nur ein Feigenblatt für anständiges Verhalten im Unternehmen.

Wenn man so denkt, wird Unternehmenskultur zum Erfolgsfaktor. Jede Strategie braucht eine dafür passende Kultur. Sind beide nicht passend, scheitert die Strategie. Nur so herum gehen die Gedanken nicht andersherum.

Bedingt durch den demografischen Wandel gewinnt das Kulturthema zunehmend an Bedeutung und wird sich zum Engpassfaktor entwickeln, der für Wohl und Wehe von Unternehmen ausschlaggebend ist. Die Beschäftigung mit Unternehmenskultur ist daher dringend geboten.

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