Meinungsverschiedenheiten sind der Regelfall. Interessen, Werte und Erwartungen, aber auch Emotionen stehen in Konkurrenz oder Widerspruch zu denen anderer. Im Privatleben führt das bestenfalls zu schlechter Stimmung und schlimmstenfalls zu Erkrankungen. In den Unternehmen binden Konflikte und Streitigkeiten enorme Ressourcen und Potenziale. Streitigkeiten und Konflikte verursachen Kosten – psychische, soziale und ökonomische. Ein Einlenken fällt schwer, ist unbefriedigend und führt meistens nur zur Konfliktvermeidung, nicht aber zu dessen dauerhaften Auflösung und Überwindung.
Die meisten Menschen scheuen den Streit oder den Konflikt. Sie versuchen ihn zu verdrängen. Doch das gelingt in den seltensten Fällen. Kaum kommt der „Kontrahent“ wieder um die Ecke, ist es wieder da, das schlechte Gefühl.
In Verbindung mit meiner Tätigkeit als Unternehmensberater und als Dozent an der Hochschule Fresenius habe ich mich intensiv mit den Kosten von ungelösten Konflikten beschäftigt und dabei einige wissenschaftliche Studien ausgewertet. Diese langjährig gewonnenen Erkenntnisse lassen sich in den folgenden Kernaussagen verdichten:
- Menschen in Konflikten sind weniger in der Lage, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
- Bei andauernden Konflikten ergibt sich mitunter ein dynamischer Abwärtstrend, der sich nur schwer stoppen lässt.
- Führungskräfte, die Konflikte unbearbeitet lassen oder gar verdrängen, schädigen ihr Unternehmen grob fahrlässig, denn
- in jedem Unternehmen werden 10 bis 15 Prozent der Arbeitszeit für Konfliktbewältigungen verbraucht und
- bis ca. 25 Prozent des Umsatzes hängen von der Qualität der innerbetrieblichen Kommunikation ab.
Die damit verbundenen hohen Kosten lassen sich deutlich reduzieren. Konflikte in Unternehmen können mit Hilfe begleitender Unterstützung, wie Mediation oder Coaching für betroffene Mitarbeiter, verkürzt und konstruktiv gestaltet werden. Weiter kann das Konfliktverhalten von Mitarbeitern als wichtige vorbeugende Maßnahme geschult und geübt werden. Konfliktmanagement ist ein wichtiges Element, um organisatorische Effektivität und verbesserte Produktivität zu ermöglichen. Die Konfliktkompetenz der Mitarbeiter steigt und damit wird das Unternehmen als konfliktfeste Organisation deutlich erfolgreicher. Nicht zuletzt profitieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bei ihren privaten Konflikten und können so ein entspannteres Leben führen.
Nicht der Streit ist schlecht - Wir streiten schlecht.