Agilität und das Bullshit-Bingo

In diesen Tagen sind wir alle agil oder besser noch, schön breit englisch gesprochen, agile. Kaum ein Unternehmen, was dieses nicht für sich in Anspruch nimmt. Kaum ein Manager, der nicht auf irgendwelchen Seminaren lernt, dass er nun beweglich ist – so das Synonym.

A fool with a tool is just a fool

Was erlebe ich aber tatsächlich vor Ort in den Betrieben? Unternehmen führen die eine oder andere „Agile Methode“ in Teilen ein (so wie es gerade passend ist) und lassen alles andere wie es ist. Aber: Hier ein Stück Design Thinking und dort eine Prise SCRUM plus ein paar Tropfen Crystal Clear machen noch kein agiles Unternehmen.

Diese Unternehmen nutzen neue trendige Begriffe für alte Verhaltens- und Vorgehensweisen, um sich dann agil nennen zu können. Bei diesem Umfüllen von altem Wein in neue Schläuche verdienen nicht wenige Berater und Seminarveranstalter in diesen Tagen ganz ordentlich Geld. Einen Mitarbeiter zu einem Design Thinking Workshop zu schicken oder andere agile Methoden lernen zu lassen und dann zu erwarten, dass sich irgendetwas ändert, ist reine Geldverschwendung.

4 Werte und 12 Prinzipien

Denn agil sind Menschen oder Organisationen, wenn sie die vier Werte aus dem agilen Manifest zu eigenen Kulturmerkmalen machen:

  • Menschen und Interaktionen stehen über Prozessen und Werkzeugen
  • Funktionierende Software steht über einer umfassenden Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden steht über der Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung steht über dem Befolgen eines Plans

Dieses zu verstehen und auf die eigene Organisation anzuwenden, damit beginnt der Weg zur Agilität. Agil sind Menschen oder Organisationen darüber hinaus, wenn sie die aus den Werten abgeleiteten 12 Prinzipien nach und nach umsetzen. Wenn man also feststellen möchte, wie agil man bereits ist, bietet es sich auf der nächsten Führungskräftetagung an, das agile Manifest in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Meine Partner und ich sind diesen Weg zusammen mit einigen Kunden gegangen und haben interne agile Barcamps veranstaltet – in allen Fällen mit großem Erkenntnisgewinn und Freude.

Haben Sie den Mut und die Offenheit (übrigens zwei SCRUM-Werte) dieses auch auszuprobieren? Sprechen Sie uns gerne an. Fragen Sie aber bitte nicht, wie dann die Ergebnisse sein werden. Die lassen sich nicht vorhersehen. So wenig, wie Agilität das bloße Verwenden der einen oder anderen Methode ist, so wenig geht es um die Konformität im Umsetzen der agilen Werte und Prinzipien.

Agilität ist die Fähigkeit, Stabilität und Flexibilität in die richtige Balance zu bringen. Diese zu finden, dabei begleiten wir Sie gerne. Agilität ist primär eine Frage von Verhalten, Mind-set und Kultur und sekundär eine Frage von Methoden und Tools.

Der Vorteil? Überlebensfähigkeit in einer zunehmend unsteten Welt!

Heute leben wir in einer VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity ). Hinter diesem oft verwendeten Begriff steht die Beschreibung einer vollkommen neuen Lebenswelt. In dieser können Sie als Führungskräfte oder Unternehmer nur noch bedingt einschätzen,

  • wie sich Ihr Markt in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird,
  • welche Produkte dann aufgrund des technischen Fortschritts möglich sind,
  • welche (branchenfremden) neuen Wettbewerber plötzlich auftauchen und
  • welche Konsequenzen sich hieraus für Ihr Geschäftsmodell ergeben werden.

Die dauerhafte Veränderung wird zur neuen Realität. Hier hilft Agilität. Agile Menschen und Unternehmen können mit schnellen und andauernden Änderungen umgehen. Agilität hilft, Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Widersprüchlichkeit auszuhalten und zu managen.

In diesem Sinne grüße ich mit einem herzhaften #stay.agile und wünsche eine erfolgreiche Woche.

Ihr Frank Weber (weber.advisory)

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